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Falknerei.de - Die Geschichte der Falknerei im 20. Jahrhundert |
1921 - Der Weg zur Gründung des Deutschen Falkenordens (DFO) |
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| Sehr bald war schon nach seiner Veröffentlichung der „Beizjagd“ im St. Hubertus 1919 war sich Dr. Dr. Friedrich Jungklaus über die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller Interessierten am Gesamtgebiet der Beizvogelkunde - in Jungklaus' Terminologie: der Orneologie - im klaren. Den Ausgangspunkt in Jungklaus' Überlegungen bildete die Gegenüberstellung des ihm vorschwebenden Falkenklubs mit dem zwischen 1839 und 1855 auf „Het Loo“ in der Sörenser Heide existierenden Royal Loo Hawking Club - dem Sammelbecken aller verbliebenen mittelalterlich-occidentali-scher Falknereitradition und gleichsam Quell allen modernen Beizjagdbrauchtums. In Schlegel und Verster van Wulverhorsts monumentalem „Traité de Fauconnerie“ fand er die Satzung des altehrwürdigen Klubs niedergeschrieben und erkannte sehr richtig in der verschwenderischen Kostspieligkeit der Equipagen und den einseitig auf die hohe Beize ausgerichteten Jagden vornehmliche Gründe für den Niedergang dieser letzten europäischen Falknervereinigung unter königlichem Patronat. Vergleichbare Fehler galt es bei der Gründung eines modernen deutschen Falkenklubs zu vermeiden. Keineswegs nur der praktischen Jagd, sondern „der Anerkennung der Beize als eines Phänomens von allergrößter natur- und kulturhistorischer Bedeutung“ sollte der geplante Verein dienen.
Ganz in diesem Sinne trieb Jungklaus über das Jahr 1920 in Briefen und Vorträgen die Vereinsgründung voran. Durch seine beruflichen und sonstigen Verpflichtungen sah er sich jedoch außerstande, auch noch die für die Vereinsorganisation notwendige Arbeit zu bewältigen - hierin fand er in Dr. med. Fritz Engelmann, Gera, einen rastlos arbeitenden Helfer. Fast täglich erweiterte sich der Kreis der Interessenten und Befürworter einer Vereinsgründung und so gelangte der Plan im Frühjahr 1921 endlich zur Reife: ein Gründungskomitee unter Vorsitz von Engelmann und Fabrikdirektor Hulverscheidt wurde gebildet und mit den notwendigen Vorbereitungen betraut. Neben der Namensfindung und der Organisationsstruktur galt es vor allem die Ziele und den Arbeitsumfang des Vereins abzustecken. Über den Namen hatte Jungklaus eine eigene, ganz bestimmte Vorstellung: Deutscher Falkenorden. „Ich hatte empfohlen, das sonst übliche Fremdwort ‚Klub' durch die Bezeichnung ‚Orden' als ein voll eingebürgertes Lehnwort von gutem Klang zu ersetzen und war geneigt, ... den Gedanken einer zunftmäßigen Gliederung aufzunehmen“. Konnte man sich über Jungklaus' Namensvorschlag im Komitee noch verständigen, stießen seine (und Hermann Kreyenborgs) Vorstellungen von der inneren Struktur des Ordens auf erheblichen Widerstand, ja Ablehnung. Jungklaus, der den Deutschen Falkenorden einerseits in der Tradition der Falknerschule des Deutschen Ritterordens sah, andererseits - wie gesagt - als Nachfolger des Royal Loo Hawking Clubs auf deutschem Boden verstand, glaubte die Zukunft des Ordens nur in einem privilegierten Gesellschaftsereignis mit aristokratisch strukturierter Organisation gesichert. Engelmann, Hulverscheidt und der junge Düsseldorfer Kunststudent Renz Waller sahen den Orden dagegen nur frei von elitären Dogmen überlebensfähig. Der stets um Ausgleich bemühte Leipziger Verlagsbuchhändler Felix von Bressensdorf vermittelte einen Kompromiß, wonach man den einzuschlagenden Weg erst später, je nach dem Zustrom der Mitglieder, entscheiden würde. Obgleich Einheit und Friede damit gewahrt blieben, wurde doch schon in diesen ersten Tagen gemeinsamen Wirkens der unüberbrückbare Gegensatz zwischen den beiden Falknereitheoretikern Jungklaus und Kreyenborg einerseits und den übrigen, in Mehrzahl eher pragmatisch-praktisch orientierten „Mitgliedern“ andererseits deutlich. Bei allem Respekt, den man Jungklaus, seiner Person, seinem Wissen und seinen Verdiensten um die Wiederbelebung der Falknerei entgegenbrachte, fand er sich programmatisch doch zunehmend isoliert. Nicht der traditionelle, der kulturhistorische Aspekt der Falknerei, wie es Jungklaus forderte, sollte das Gesicht des zu gründenden Ordens prägen, sondern die praktische Beizjagd, die Greifvogelkunde und der Greifvogelschutz. Für diese Ziele stand die Mehrheit und allen voran ein Mann, der im weiteren das Ordensgeschehen bestimmte: Dr. Fritz Engelmann. |
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Autor: Peter N. Klüh |
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Datum der Veröffentlichung: 15. Februar 2006 |
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Letztes Update - 23.05.2018 |
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