Falknerei.de - Topthemen | Über die Kunst mit Vögeln zu jagen - Lesenproben II
| | | Copyright-Hinweis: Die deutsche Übersetzung "Über die Kunst mit Vögeln zu jagen" des kaiserlichen Falkenbuches ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. | | | | | | | Gerfalken, die schon in den Gegenden abgetragen wurden, wo man sie als Ästlinge einfing, und die keine allzu weite Reise machen mußten, können ebenso wie andere Falken abgetragen werden und bedürfen nicht der erwähnten langen Schonzeit.
Nachdem also solche Gerfalken entsprechend lange geruht haben, sollen sie, wie dargelegt, auf die Hand genommen, getragen, abgemagert und aufs Federspiel geschickt werden. Weil sie aber schlecht behandelt wurden und lange Zeit nicht geflogen sind, wird man feststellen, daß sie nicht sogleich wieder ihre natürliche Flügelbewegung zeigen; denn sie vergaßen sie über jener zufälligen, die sie sich beim Springen angewöhnten. Ähnlich ergeht es ja auch einem Menschen, der lange angekettet war; wenn man ihn endlich freiläßt, hat er verlernt, so natürlich wie sonst zu gehen. Daher müssen solche Falken öfters aufs Federspiel gelockt werden, und zwar von einem niedrig gelegenen gegen einen höher befindlichen Ort, also aus einem Tal einen Hügel hinauf. Denn durch häufigeres Abtragen, wobei der Falke gezwungen wird, aufwärts zu fliegen, wird die Beeinträchtigung seiner Flügelbewegung behoben, und er erlangt die natürliche wieder. Wenn das erreicht ist, reite der Falkner mit ihm ins Freie und sehe zu, einen Hasen zu finden. Zu diesem Zweck soll er zwei gute Windhunde bei sich haben, mit deren Hilfe er sicher einen Hasen bekommen kann, den er dann gleich dem Gerfalken zeige. Ich sage ausdrücklich, daß man einen Hasen und kein anderes Tier suchen soll, weil es keine oder doch nur sehr wenige Gerfalken gibt, die nicht gern auf Hasen fliegen, da es gleichsam ihrer Natur entspricht. Auch aus folgendem Grunde sind die Windhunde nützlich. Sollte der Gerfalke nämlich den Hasen nicht schlagen, würde er das nächste Mal sehr viel unlustiger darauf fliegen; deshalb muß ihn dann einer von den Hunden greifen. Den apportierten Hasen nehme man aus seiner Schnauze und werfe ihn dem Gerfalken vor. Indessen müssen die Hunde an der Leine gehalten werden, damit sie nicht auch an den Hasen herankönnen, denn dann würde sich der Gerfalke erschrecken und davonfliegen.
Sollte aber ein Gerfalke nicht auf den Hasen fliegen wollen, der ihm gezeigt wird, nehme man einen Hasenbalg, stopfe ihn mit Häcksel aus, so daß er ähnlich wie ein lebender aussieht, und befestige darauf zwischen Nacken und Rücken ein Stück Fleisch. Auf dieser Attrappe atze man ihn zwei- oder dreimal, und zwar auf einer Wiese, weil dort das Fleisch auf dem Hasenbalg weniger schmutzig wird, wenn er darüber hinrollt. Sobald der Gerfalke beherzt und begierig auf den Hasenbalg fliegt, entferne man von diesem das Fleisch und binde um seinen Hals eine Schnur von mindestens vier Schritt Länge. Ein Gehilfe des Falkners, der zunächst nicht beritten sein soll, ergreife das Ende und laufe, den Balg ohne Fleisch als Vorlaß hinter sich herziehend, auf der Wiese hin und her. Alsdann soll der Gerfalke freigegeben werden, um den Hasenbalg zu schlagen. Tut er das, atze man ihn darauf, indem man Fleisch an die Stelle hinhält, wo es zuvor angebunden war; und so oft ist es zu wiederholen, bis er den Balg gierig schlägt. Ist auch das erreicht, steige der Gehilfe zu Pferd und reite – nun an einer verlängerten Schnur den Hasenbalg hinter sich herziehend – feldeinwärts. Wenn er den Falken herankommen sieht, um den Hasenbalg zu schlagen, ziehe er diesen mit jähem Ruck an sich, damit der Gerfalke fehlstößt; auch das wiederhole man mehrfach; denn dadurch lernt er herabzustoßen, ausdauernder zu fliegen und nach dem Niederstoßen wieder hochzusteigen.
Mit dem einen Gerfalken muß man dies öfters üben als mit einem anderen; jedoch hüte man sich, es zu oft zu wiederholen, weil es ihn verdrießen und er sich deshalb abwenden und fortfliegen könnte. Wenn man schließlich wieder ohne einen solchen Hasenbalg ausreiten kann, nehme man trotzdem noch zwei schnelle, zuverlässige Hunde mit, und sobald sie einen Hasen aufgestöbert haben, werfe man den Gerfalken. Hat er mehrere Hasen geschlagen und sieht man, daß er sie gern verfolgt, kann man einen von den Hunden zu Hause lassen. Nur von einem noch unterstützt, soll er nun mehrere Hasen schlagen; doch vergesse man nicht, ihn jedesmal davon zu atzen. Dann lasse man auch diesen schnellen Hund daheim; denn jetzt soll der Gerfalke, nur mehr von einem langsameren unterstützt, weitere Hasen schlagen; dadurch nämlich gewöhnt er sich daran, länger zu fliegen. Endlich lasse man ihn zwischen Gestrüpp und Gebüschen jagen, damit er besser in die Höhe zu steigen lernt, was für die Beize auf Kraniche sehr nötig ist. | | | | | Bisher haben wir davon gesprochen, wie man einen Neuling lehrt, auf den Reiher zu jagen, und zwar ohne Gefährten. Nun wollen wir erörtern, welcher Falke es auf die beste Art tut, denn nicht bei allen geschieht es auf dieselbe. Die einen vermögen zwar schnell zu steigen, doch mangelt es ihnen an Kühnheit, in der Nähe von Gewässern auf den Reiher niederzustoßen. Andere besitzen sie, weil sie das Wasser nicht fürchten, doch können sie nicht schnell steigen. Wieder andere verfügen über beide Eigenschaften, und schließlich gibt es auch noch solche, bei denen man weder die eine noch die an-dere findet. Diese Falken verdienen keinerlei Lob; für die Reiherbeize sind sie nämlich völlig ungeeignet, weil ein von ihnen angegriffener Reiher stets durch seine beiden Verteidigungsmöglichkeiten, nämlich das schnelle Hochsteigen oder die Flucht ans Wasser, entkommen kann. Der Falke aber, der beide Eigenschaften besitzt, ist der lobenswerteste; denn da der Reiher nur jene beiden Verteidigungsmöglichkeiten hat, vermag er sich vor ihm durch keine zu retten. Jenem Falken aber, der sich zwar vor dem Wasser nicht fürchtet, jedoch nicht schnell zu steigen vermag, kann der Reiher auf diese Weise entkommen; dem hinwiederum, der zwar schnell steigt, aber das Wasser fürchtet, kann er entfliehen, indem er dort Zuflucht sucht, wozu er freilich nur selten Gelegenheit hat. Was Falken betrifft, die nur die eine oder andere Eigenschaft besitzen, so kann man eher den schnellen Kühnheit beibringen, als jene, die das Wasser nicht fürchten, lehren, schnell zu fliegen. Denn je öfter der schnelle Falke Reiher schlägt, desto mehr wächst auch seine Kühnheit, und so wird ihn schließlich auch das Wasser weniger schrecken; doch trifft das Umgekehrte nicht zu, nämlich daß der das Wasser nicht fürchtende um so schneller würde, je öfter er einen Reiher schlägt. Aber bei einem Falken, der das Wasser nicht fürchtet, kann der Falkner, wenn er seinerseits alles Erforderliche tut, sicherer sein, daß er den Reiher schlägt, als bei einem schnellen, weil die vorzügliche und für den Reiher wirksamere Verteidigung in der Zuflucht aufs Wasser besteht. | | | | | Nach dem vorher Gesagten dürfte also klar sein, daß die Falken deshalb das Federspiel sowohl als auch den Lockruf des Falkners lieben müssen, damit beides sie veranlaßt, zu ihm zurückzukehren. Wenn es unter den Wanderfalken auch solche gibt, die schon gleich zu Anfang das Federspiel mögen und begierig danach sind, darf man es dabei jedoch nicht bewenden lassen, vielmehr muß der Falkner ihnen auf dem Federspiel immer wieder gefällig sein, damit es ihnen gleichsam in Fleisch und Blut übergeht, es zu lieben. Denn sonst können sie wegen der vielen Ablenkungen die besondere Zuneigung zum Federspiel leicht wieder vergessen, eben weil sie ihnen noch nicht zur Gewohnheit geworden ist. Es gibt freilich auch Falkner, die nicht abwarten können und zur Beize gehen, ehe sie ihren Falken lange genug auf das Federspiel abgetragen haben; und zwar, weil sie entweder schnell mit ihren Vögeln jagen wollen oder fürchten, daß die günstige Zeit dafür verstreicht; vielleicht auch aus Neid auf einen anderen Falkner, der seine Beizvögel schon ordnungsgemäß abgetragen hat. Weil sie selbst es in der gleichen Zeit, möglichst aber noch schneller erreichen wollen oder weil der Falke viele Tage hintereinander Beute schlägt und davon kröpft, ohne daß er zwischenhinein aufs Federspiel gelockt und darauf geatzt wird, oder auch, weil er, obwohl es geschieht, dann kein Fleisch darauf findet, was häufig vorkommt, wird er, weil er in seiner Hoffnung getäuscht wurde, das Federspiel hassen; außerdem auch noch den Menschen, wenn er schlecht aufgehaubt wird. Durch alles das wird er gegen das Federspiel eingenommen, zumal es seiner Natur nicht entspricht und er jene Vögel mehr liebt, die er von sich aus begehrt und schlägt. Wenn es dahin kommt, ist das im höchsten Grade zu mißbilligen; denn es gibt für den Falkner kein gleich geeignetes Hilfsmittel, um einen fliegenden Falken zurückzuhalten oder zurückzuholen, als eben das Federspiel. Wer daher mit einem Falken jagt, dem es zuwider ist, läuft Gefahr, ihn ebensowenig wie einen ungezähmten wiederbekommen zu können. Falken, die es nicht lieben, zeigen das auf vielerlei Weise. Diejenigen, die unter keinen Umständen darauf beireiten wollen, tun es auf zweierlei Art. Denn einige kreisen über dem Falk-ner in der Erwartung, daß ihnen ein lebender Vogel vorgeworfen wird, sofern sie irgendwann daran gewöhnt worden sind, oder irgendein Vogel für sie hochgemacht wird, den sie schlagen können. Wenn sie darauf längere Zeit gewartet haben, ohne daß dergleichen geschieht, blocken sie entweder in der Nähe auf oder fliegen davon, sei es, um Vögel zu suchen, die sie von sich aus jagen mögen, sei es, um weit entfernt vom Falkner aufzublocken. Auch gibt es solche, bei denen es mehr oder weniger schwierig ist, sie aufs Federspiel zu locken. Daher können sie durch viele unvorhergesehene Zwischenfälle leicht verlorengehen, was bei denen, die es lieben, nicht vorkommt. | | | | | Ein Falke, der niedrig fliegt und nur kurz anwartet, um alsdann in der Nähe des Falkners aufzublocken, tut es entweder, weil er ermüdet wurde und somit unfähig ist, lange anzuwarten, oder weil er, bevor seine Abrichtung begann, zu lange in Gemeinschaft mit Menschen lebte und daher zu zahm geworden ist; oder auch, weil er zu mager beziehungsweise krank ist. Wenn es geschieht, weil er erschöpft ist, was man an den schon beschriebenen Anzeichen dafür erkennt, lasse man ihn so lange ruhen, wie man sie wahrnimmt. Nachdem er sich genügend erholt hat, soll er wieder anwarten. Sofern aber dies der Grund, daß er allzu zahm ist, weil zu lange an nahen Umgang mit Menschen gewöhnt, werfe man ihn, wie schon für Falken der zweiten Art des Anwartens geraten wurde, an Vögel, die ringholend emporsteigen. Geschieht es wegen Magerkeit, wofür die Anzeichen oben schon genannt wurden, dann verfahre man mit ihm nach den Vorschriften, die wir für Falken der zweiten Art gegeben haben. Sofern aber Krankheit der Grund ist – an welchen Anzeichen man das erkennt, werden wir im Kapitel ›Über die Krankheiten‹ noch erörtern –, muß er zunächst ordnungsgemäß geheilt werden, ehe man ihn wieder anwarten lassen darf. So also lehrt man den Falken, hoch anzuwarten; daß er es auch ausdauernd tut, bringt man ihm auf folgende Weise bei. Wenn der Falkner ihn kreisen sieht, soll er nicht zuwarten, bis der Falke abstreicht, um aufzublocken, sondern ihm zuvor schnell das Federspiel hinwerfen; und von Tag zu Tag zögere man es länger hinaus, damit er auf diese Weise ausdauernd anzuwarten lernt. Blockt er aber in der Nähe auf, soll sich der Falkner mit Lockrufen, und indem er zugleich den Handschuh kreisen läßt, entfernen, damit sich der Falke wieder erhebt und ihm folge. Geschieht das,dann darf der Falkner nicht warten, bis der Falke sich anschickt, abermals aufzublocken, sondern muß ihm, gleich nachdem er einen Kreis über ihm gezogen hat, das Federspiel hinwerfen. Ein Hilfsmittel, gleichermaßen wirksam, ihn hoch und ausdauernd anwarten zu lassen und ihn davon abzuhalten, daß er aufblockt, besteht darin, ihn über Gelände, das mit Gestrüpp oder dichtem, hohem Gras bewachsen ist, anwarten zu lassen; denn da er sich fürchtet, darin niederzugehen, um aufzublocken, wird er höher und ausdauernder kreisen. Hat er das eine Weile zufriedenstellend getan, verlasse der Falkner diesen Übungsplatz und begebe sich, den Falken mit Rufen über sich lockend, in freies Gelände, um ihm dort dann das Federspiel vorzuwerfen. | | | | | Der Falkner kann die Enten auf verschiedene Weise hochmachen, sei es durch seine Annäherung, sei es durch Paukenschläge, sei es durch ein klatschendes Geräusch, indem er mit dem Handschuh auf die Schulter oder den Hals des Pferdes schlägt. Viele gibt es, die sie durch Paukenschläge hochmachen, eine Methode, die jedoch neben manchen Vorzügen auch Nachteile hat. Für Neulinge und andere Falken, die noch Anfänger in der Bruchbeize sind, ist es nützlich, Enten auf diese Weise hochzumachen. Denn wenn der Neuling über der Stelle anwartet, wo Enten sind, weiß er noch nicht, warum er dies tut. Deshalb bleibt er nicht lange senkrecht über ihnen. Da der Falkner noch weit von der Stelle entfernt ist, wo sich die Enten befinden, kann er nicht so schnell zur Stelle sein, um sie hochzumachen, daß nicht der Falke vorübergeflogen wäre und sich von ihrem Standort entfernt hätte. Deshalb können sie durch die Annäherung des Falkners allein nicht so einwandfrei hochgemacht werden, wie es geschehen muß. Während der Falke über der Stelle kreist, wo sich Enten befinden, sind sie ihm durch einen Paukenschlag schneller hochzumachen und bevor er sich von ihnen entfernen kann, was vor allem bei einem Neuling sehr angebracht ist. Durch den Schlag auf die Pauke erzittert nämlich die Luft, und wenn die Schwingungen das Wasser erreichen, gibt es einen Widerhall, der durch den Widerstand der Wasserfläche nach oben zurückgeworfen wird. Bei diesem Ton, der so gleichsam von unten kommt, stehen die Enten auf, die, dadurch bestürzt und hochgemacht, nicht leicht entkommen können, ohne daß der Falke eine von ihnen schlägt, verwundet oder aufs Wasser hinunterdrückt. Darum also soll man sie in diesem Falle mit einem Paukenschlag hochmachen. Wann es jedoch so nicht geschehen soll, werden wir später an entsprechender Stelle noch erörtern. Wie wir schon erwähnt haben, kann der Falkner die Enten auch hochmachen, indem er mit dem Handschuh auf die Schulter oder den Hals seines Pferdes schlägt. Wenn er aber bemerkt, daß durch die Bewegung des Handschuhs die Aufmerksamkeit des Falken in Anspruch genommen wird, weil sie ihn glauben läßt, es handle sich um etwas, das ihm vorgeworfen werden soll, darf der Falkner – denn es könnte sonst geschehen, daß der Falke nicht sieht, wann die Enten auffliegen, oder daß er, selbst wenn er es bemerkt, nicht auf sie niederstößt – die Enten nur hochmachen, indem er auf sie zureitet. Will der Falkner aber weder durch Paukenschlag noch durch Klatschen mit dem Handschuh, sondern durch sein bloßes Heranreiten an die Enten diese hochmachen, darf er dabei keine Rufe hören lassen. Denn wenn er dies täte, könnte auch der Neuling darauf aufmerksam werden und glauben, daß ihm nun wie gewöhnlich das Federspiel vorgeworfen werden soll. Dann aber wird er nicht auf das Hochgehen der Enten achten, und selbst wenn er es täte, könnte es sein, daß er nicht auf sie niederstieße. | | | |