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Meine ersten Erfahrungen mit Harris Hawks konnte ich 1968 sammeln, als ich im Tausch für einen Habicht aus Amerika statt des erhofften Präriefalken einen mir bis dahin unbekannten Greifvogel, einen Harris Hawk erhielt.
Die auf diesen Vogel angewandten Abtragungsmethoden, wie sie bei einem Habicht üblich waren, führten zwar auch dazu, daß der Harris bei mir einige Kaninchen wie auch kaninchengroße Junghasen schlug. Doch damit waren die Möglichkeiten, die dieser Vogel bot bei weitem nicht ausgereizt. Mit verschiedenen anderen Harris Hawks, die ich in den Folgejahren abtrug, lernte ich jedes Mal dazu. Inzwischen glaube ich, viele, jedoch lange noch nicht alle Möglichkeiten herausgefunden zu haben, wie dieser Greifvogel auch bei uns eingesetzt werden kann.
Da ich diesen Vogel, an den ich mein Herz verloren hatte, auch selbst nachzüchten wollte, erwarb ich zu dem bereits in meinem Besitz befindlichen Terzel (Ronny) im Jahr 1996 noch einen weiblichen Vogel (Shari). Diese wollte ich in Kompanie fliegen, so wie ich es in Berichten amerikanischer Falkner gelesen hatte. Einerseits sollte das gemeinsame Jagen die Paarbindung fördern und andererseits sollte die Effizienz der Kompaniejagd erprobt werden. | |
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Meine beiden Harris: Tochter "Sharon" und Mutter "Shari" (links). "Sharon" auf einem gebeizten Dreiläufer (rechts). |
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Das Zusammengewöhnen der beiden Vögel war kein Problem. Sie standen wegen des in meiner Nachbarschaft lebenden Wildhabichts (der mir schon einen Harris-Terzel an der Flugdrahtanlage geschlagen und gekröpft hatte) gemeinsam in einer Voliere. Eventuelle Meinungsverschiedenheiten wurden durch Lautäußerungen und auch Drohgebärden ausgehandelt. Es kam nie zu Situationen, in denen sich die Vögel gegenseitig gegriffen oder gar verletzt hätten. Selbst als sie sich beide in Jagdkondition befanden gab es keinen Streit um die Atzung. Ein Problem war für mich das gleichzeitige Tragen der beiden Harris-Hawks. Wenn sie beide auf der behandschuhten Faust standen und festgehalten werden sollten, so mußte dem Vogel, der näher zum Oberarm stand, zwangsläufig mehr Spielraum durch Nachlassen der Langfessel gegeben werden. Sprang jedoch einer der Vögel aus irgendeinem Grund ab, so gab es beim Aufschwingen ein unschönes Durcheinander, dem ich dadurch begegnete, daß ich sie einzeln ins Auto trug und nach Ankunft im Revier beide Harris frei machte. Sie begleiteten mich dann in „Freier Folge". Wie schon im DFO-Jahrbuch 1998 berichtet, war es der ältere Terzel, der jeweils den Jagdflug auf Kaninchen einleitete. Wegen der rückläufigen Kaninchenbestände konnten durch Kompaniejagd lediglich 2 dieser grauen Flitzer gebeizt werden. In den Folgejahren wurde Shari alleine geflogen. Sie erbeutete hierbei ansehnliche Zahlen von Kaninchen, die aber durch die Auswirkung von Myxomathose und RHD von Jahr zu Jahr geringer wurden. In der Saison 2000/2001 beendete ich Mitte Oktober die Beize auf Kaninchen. Shari hatte bis dahin 19 Lapuze gefangen. Ab jetzt wollte ich sie nur noch gezielt an Hasen bringen.
Als ich die Möglichkeit bekam, in einem Revier am Rand der Stadt auf Restflächen zwischen Siedlungen zu beizen, versuchte ich mit Shari die dort noch in relativ großer Zahl vorkommenden Hasen zu bejagen. Sie hatte offensichtlich keinen Respekt vor der Größe dieses Wildes und jagte die Mümmelmänner spontan an. Sie konnte auch fast jeden Hasen greifen aber leider nicht halten. Bei täglich 2-3 Flügen bekam Shari jedes Mal ordentlich Prügel von den Krummen, was sie aber nicht hinderte, am nächsten Tag wieder energisch zu jagen. Ich dachte, sie müsse doch einmal genug von Hasen haben, aber sie ließ nicht nach und konnte nach einer Woche endlich einen zur Strecke bringen. Bis zu meiner Abreise zur NAFA Tagung in Amarillo/Texas am 18.11.2000 fing Shari noch zwei weitere Hasen mit sicherem Kopfgriff. Einer von ihnen wog weit über 4 kg. Nach der Rückkehr aus den USA wollte ich sie nicht wieder in Kondition bringen, da das Ende der Jagdzeit auf Hasen in wenigen Wochen bevor stand.
Mit guten Aussichten auf eine erfolgreiche Zuchtsaison 2000 plante ich schon, bevor überhaupt ein Ei gelegt worden war, eine Tochter von Shari und Ronny als Kompanievogel für die Hasenbeize der nächsten Saison ein. Schon Mitte Februar begann Ronny mit dem Horstbau, und in den ersten Februartagen konnte ich die ersten Kopulationen beobachten. Da ich die Vögel in einer offenen Voliere halte, sind sie meinen Anblick sowie den von meinen Familienangehörigen und auch Hund gewohnt. Sie kopulierten sogar nur knapp einen Meter über mir, als ich mich in der Voliere befand, um die Badebrente zu reinigen. Am 21. März lag dann das erste Ei in der Horstmulde. Drei weitere folgten. Doch wie im Vorjahr machte Shari keine Anstalten, das Gelege zu bebrüten. Hans Miederer bot mir an, zwei der Eier seinen Harris-Hawks unterzulegen. Diese hatten nur ein 3er Gelege, und da der Terzel dieses Paares ausgetauscht worden war, glaubte Hans nicht daran, daß das Gelege seiner Vögel befruchtet sein könnte. Die beiden verbliebenen Eier meines Paares legten wir in einen Brutapparat. Sie entwickelten sich ganz normal, aber beim Schlupf blieben beide Küken stecken. Am 1. Mai schlüpften die beiden Jungen meines Paares unter der Amme bei Hans Miederer. Es waren ein Terzel und ein Weib. Der Terzel kam später nach Spanien und das Weib, sie wurde nach ihren Eltern Shari und Ronny, Sharon genannt, sollte bei mir für die Kompaniejagd bleiben. Doch erst mußten sie noch für Wochen bei ihren Zieheltern bleiben, um im Familienverband ein gewisses Sozialverhalten zu erlernen. Von amerikanischen Züchtern wird empfohlen, die Jungvögel mindestens 16 Wochen bei den Alten zu lassen. Dies prägt sie artgemäß und verhindert, daß sie zu notorischen Lahnern werden. Als jedoch nach 12 Wochen die Vögel von Hans ein Nachgelege zeitigten, gab es Probleme. Die beiden Jungen von dem Miederer'schen Paar und meine beiden wollten immer noch auf dem Horst ruhen, der Altvogel wollte aber das Nachgelege bebrüten. So mußten die Jungen aus dieser Voliere genommen werden. Den Terzel stellte ich in eine leere Kammer bei mir und dann machte ich einen entscheidenden Fehler, vor dem ich nur warnen kann: In meiner Freude über den ersten eigenen Harris-Nachwuchs begann ich sofort mit dem Abtragen von Sharon. Das hat sie so begeistert, daß sie es mir heute noch mit einem ausdauernden Lahnen dankt. Zum Glück lahnt sie nicht bei der Jagd, sondern nur zu Hause, und da bin nur ich und meine Familie betroffen. Unser einziger unmittelbarer Nachbar ist ziemlich betagt und sein Ohr nimmt zum Glück das hohe quietschende Lahnen des Harris nicht mehr wahr. Der Terzel, der bis zu seiner Abholung Ende August in der Kammer stand, gibt laut Ulrike Marcik, bei der er sich in Spanien befindet, nicht einen Laut von sich.
In den letzten Augusttagen sollte nun auch das Zusammengewöhnen von Shari und Sharon erfolgen. Hierzu stellte ich ihre Sprenkel ganz nahe neben einander, gerade so, daß sie sich aber nicht berühren konnten. Einen Teil ihrer täglichen Atzung erhielten sie auf der Faust und den anderen Teil am Sprenkel, so daß sie in unmittelbarer Nachbarschaft kröpften. Am Abend wurden sie beide auf die Reck gestellt. Auch hier konnten sie sich nur mit den Schnäbeln aber nicht mit den Fängen berühren. Die anfänglichen Drohgebärden, die in erster Linie von Shari kamen, blieben bald aus. Der nächste Schritt war das gemeinsame Fliegen. Da ich unmittelbar am Wald wohne, konnte ich die beiden Harris-Hawks vom Haus aus in die Bäume des Waldrandes streichen und von dort wieder zur Faust beireiten lassen. Sie kamen meist mit einem kleinen zeitlichen Zwischenraum zur Faust und bekamen dort nur einen kleinen Bissen, um wieder auf einen der Bäume zu fliegen. Kamen beide Hawks zur gleichen Zeit, so bekam der eine seinen Bissen auf der Faust und dem anderen warf ich seinen Bissen auf den Waldboden. Auf diese Weise konnte ich auch ausgedehnte Spaziergänge mit meinen beiden Harris-Hawks durch den Wald machen.
Das Einjagen von Sharon auf Wild sollte erst auf Kanin erfolgen. Hierzu lud mich unser Mitglied Hans Peter Sachs in sein Revier ein. Mit Frettchen brachten wir mehrere Kaninchen, darunter auch solche von der Größe eines Meerschweinchens, zum Springen. DEnttäuschung bei mir war groß, denn Sharon schaute den flüchtenden Kanin zwar nach, indes ohne auch nur in irgend einer Weise zum Ausdruck zu bringen, daß sie diese als mögliche Beute erkannt hätte. Ein mit Hans Peters Habicht gebeiztes Kanin wurde am nächsten Tag zu Hause im Garten als Schleppe benutzt und siehe da, Sharon zögerte nicht eine Sekunde diese „Beute" zu schlagen. Der volle Kropf verhinderte nicht, daß ich am nächsten Tag im Wald mit ihr aus der Folge einen „Jagdflug" initiieren konnte. Das tote Kanin vom Vortag hatte ich an einer langen Schnur angebunden und so unter Moos versteckt, daß ich es im Vorübergehen an der Schnur aus seinem Versteck ziehen konnte. Wie geplant, führte mich mein Weg mit der mir von Baum zu Baum folgenden Sharon genau an diesem Platz vorbei. Das in Hüfthöhe an einem Busch hängende Ende der Schnur ergreifend, zog ich das Kanin unter dem Moos hervor. Der junge Harris zögerte nicht einen Moment, die auf solch wunderbare Weise auftauchende Beute zu schlagen. Nach dieser gut gelungenen Generalprobe sollte nun mit Beginn der Jagdzeit auf Hasen der „Ernstfall" geprobt werden.
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Fortsetzung |
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Datum der Veröffentlichung: 25. Januar 2002 |
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