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Nach einigen Versuchen im heimischen Revier, die zwar schöne Jagdflüge zeigten, aber noch ohne den erwünschten Beizerfolg blieben, konnte ich meinen Sohn Rainer begleiten, der mit seinem Falkenterzel von Franz Carton eingeladen war, um in dessen Revier in Oberbayern auf Rebhühner zu jagen. Franz bot mir an, zwischen den Flügen der Falken mein Glück mit den Harris-Hawks auf Hasen zu versuchen. Er hatte bei der Suche nach Hühnern an verschiedenen Stellen im Revier halbwüchsige Hasen angetroffen, die für den Anfang die ideale Beute für die in Kompanie jagenden Wüstenbussarde sein würden. Der mit seinem Falken anwesende Thomas Schreyer hatte mit scharfem Blick auch bald einen sich drückenden Hasen in der niederen Vegetation entdeckt. Mit der vorher geprobten Platzverteilung – Shari auf der Faust und Sharon auf meiner rechten Schulter – ging ich den Hasen an. Als dieser aus seiner Sasse fuhr und mit angelegten Löffeln das Weite suchte, waren die Hawks schon auf den Schwingen und hatten den Mümmelmann nach weniger als 20 m eingeholt. Sharon schlug ihre Fänge in die Keulen des Hasen, bremste ihn so aus damit Shari ihre beiden Fänge an dessen Kopf platzieren konnte. Der erste in Kompanie gebeizte Hase war zur Strecke gekommen. Wenige Tage später konnte ich im heimischen Revier einen weiteren Erfolg verbuchen. Die beiden wußten, daß sie gemeinsam in der Lage waren auch einen Hasen mit 4 kg zur Strecke zu bringen.
Zur bayerischen Landesbeize, die Ende Oktober im Raum Bamberg stattfand, nahm ich nur Sharon mit, da die Kompaniebeize bei Gemeinschaftsbeizen nicht durchführbar ist. Ich wollte mit ihr eigentlich nur auf Kanin fliegen, denn ich war überzeugt, daß dies ihrer Bereitschaft mit Shari zusammen Hasen zu schlagen, nicht schaden würde. Zudem war ich mir sicher, daß sie die kleineren Kaninchen leicht alleine bewältigen könnte. Es kam aber anders, als es beabsichtigt war. Das Revier, in welches ich eingeteilt wurde, war mir aus früheren Jahren als gutes Kaninchenrevier bekannt. Nun aber hatte auch hier die Chinaseuche ihre Spuren hinterlassen. Nichts war von den ehemals zahlreichen Kaninchen mehr vorhanden. Wir fanden lediglich entlang eines Flurbereinigungsweges in einem mit Brombeeren verwachsenen Graben vier Kaninchen, die in diesem Bewuchs die Chancen auf ihrer Seite hatten. Nach langem Suchen, schon auf dem Weg zurück zu den geparkten Autos, bemerkte ich, daß Sharon mit langem Hals mir angestrengt über die Schulter nach Hinten blickte. Schon mit anderen Harris-Hawks hatte ich die Erfahrung gemacht, daß diese Vögel weitaus bessere Augen haben als ich. Daher ging ich wieder langsam zurück und entdeckte den Hasen, der sich von mir hatte überlaufen lassen. Seine Flucht durch den mit Erbsen und Sonnenblumen bewachsenen Acker wurde von Sharon begleitet, die erst zu einem ernsthaften Jagdflug ansetzte, als die Flucht über einen Saatacker ging. Der erste Fang wurde in den Rücken gesetzt, nach einem Salto mit dem Hasen konnte der zweite Fang am Kopf der Beute verankert werden und Sharon stand heftig atmend auf ihrem ersten alleine gefangenen Hasen, der ca. 3 kg wog. Am zweiten Tag der Beize befand ich mich in einem anderen Revier und hatte hier drei Flüge auf Hasen, die jedoch bedingt durch gute Deckung und noch geringe Erfahrung meines Vogels zu Gunsten der Vierbeiner endeten. | |
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Shari und Sharon auf einem gebeizten Hasen. |
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Die nächsten Wochen führten mich mit meinem Team in verschiedene Reviere, unter anderem in das unseres Mitgliedes Ludwig Haller. Die hier lebenden Hasen werden in der Regel fast ausschließlich mit Beizvögeln bejagt. Ludwig lädt hierzu Mitglieder des Landesverbandes mit Adlern, Habichten und in den letzten Jahren auch mit Harris-Hawks ein. So waren an diesem Tag Wolfgang Schreyer und Robert Höfling mit Habichten, Günter Biersack mit seinem selbst gezüchteten Steinadlerterzel sowie Willi Ziegler, Horst Grimminger, und ich mit Harris-Hawks anwesend. Alle Vögel kamen zu Erfolg. Bei dem guten Wildbesatz konnte Shari alleine 2 Hasen und in Kompanie mit ihrer Tochter noch einen dritten in weniger als 2 Stunden zur Strecke bringen.
Ein weiterer Beiztag erscheint mir noch erwähnenswert. In dem schon vorher erwähnten Revier am Rande der Stadt befindet sich zwischen stark frequentierten Straßen eine Ackerfläche. Hier wird alljährlich verschiedenes Gemüse angebaut, welches den hier beheimateten Hasen sehr schmeckt. Der Landwirt ist darüber nicht sonderlich erbaut und forderte vom Revierinhaber eine starke Bejagung der vierbeinigen „Blumenkohlvernichter". Der Einsatz von Flinte und Schrot ist aber wegen der voraussehbaren Gefährdung von Personen oder auch Autos nicht möglich. Also mußten meine beiden Harris bei der Lösung des „Hasenproblems" helfen.
Sharon, die ja immer frei auf meiner Schulter stand, machte von hier aus immer wieder Erkundungsflüge über das Feld und kehrte ohne daß ich sie mit Ruf und/oder Atzung lockte, wieder zu mir zurück. Bei solch einem Flug stellte sie sich auf einem Zaun ab und blickte angestrengt in das in diesem Jahr dicht mit Lauch bepflanzte Feld. Nach einigen Augenblicken strich sie ab, rüttelte kurz in ca. 5m Höhe um dann mit angelegten Schwingen in die Lauchstengel einzutauchen. Hier blieb sie aber nicht lange, denn sie hatte einen Hasen in der Sasse gesehen, diesen am Kopf gebunden und mußte mit ihm nun einige Salti drehen. Shari hatte sofort meine Faust verlassen und half mit sicherem Griff den Hasen am Boden zu binden. Um die beiden Vögel von ihrer Beute zu trennen, warf ich je ein Stückchen Atzung nach links und rechts und konnte den Hasen in meiner Falknertasche verstauen. Es waren noch keine 10 Minuten vergangen, als ich auf dem Weg zum Auto über einen weiteren Hasen stolperte, der auch von Sharon sofort angejagt und gemeinsam mit Shari gebunden wurde. Die Falknertasche hing mir schwer über der Schulter, denn der eine Hase wog 4kg und der andere 3kg. Für die Vögel eine beachtliche Leistung, innerhalb einer solch kurzen Zeitspanne 7kg Hase zur Strecke zu bringen.
Bemerkenswert war, daß es bei all diesen Jagdflügen nur einmal zu einem Mißverständnis zwischen den beiden Vögeln kam und der bejagte Hase dadurch entkommen konnte. Sharon hatte im Kampfgetümmel mit dem Hasen versehentlich mit einem Fang ihre Mutter in die Brust geschlagen und mit dem andern Fang einen Ständer von Shari gegriffen. Mit dem 18. in Kompanie gefangenen Hasen beendete ich die Beizsaison 2001 am 14. Dezember. Der hart gefrorene Boden hätte leicht zu ernsten Verletzungen meiner Vögel führen können, wenn diese mit Hasen kämpften.
Shari und Sharon stehen jetzt zusammen mit dem Terzel Ronny in einer Voliere. Ich möchte hier eine weitere Erfahrung sammeln. Nachdem Shari ihr Gelege nicht bebrütet, hoffe ich, daß ihre Tochter Sahron dies eventuell übernimmt. Aus der Literatur und auch von Züchtern habe ich gelesen und gehört, daß Harris-Hawks polygam sind und auch die Jungen des Vorjahres sich oft an der Aufzucht ihrer Geschwister im Folgejahr beteiligen. Wenngleich Sharon als 1-jährige noch nicht selbst legen wird, hoffe ich doch, daß sie an Stelle ihrer Mutter die Bebrütung des Geleges übernimmt und somit die Möglichkeit besteht, durch Naturbrut Nachwuchs zu bekommen.
Zusammenfassend kann ich nach einer Saison intensiver Kompaniejagd mit diesen Vögeln behaupten, daß der Harris-Hawk ein leistungsfähiger Beizvogel ist, der, sofern er von seinen Eltern aufgezogen und nicht fehlgeprägt ist, in Kompanie mit einem oder mehreren Individuen seiner Art geflogen werden kann. Die Kompaniejagd mit Harris-Hawks ist nur möglich, wenn man alleine mit seinen Vögeln oder in einer Gruppe mit mehreren Harris-Hawks jagt. In gemischten Gruppen mit Habichten oder anderen Beizvögeln ist sie nicht durchführbar. |
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Datum der Veröffentlichung: 25. Januar 2002 |
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