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Über den Status der Falknerei in Tschechien kursierten jüngst Gerüchte, die zu schlimmsten Befürchtungen Anlaß gaben. Einige Voreilige behaupteten, daß ein Falknereiverbot in unserem Nachbarland bereits beschlossene Sache sei, wieder andere, selbst Verbandsfunktionäre, wußten gar zu behaupten, daß dabei auch deutsche Politiker die Hände mit im Spiel hatten. Um es vorwegzunehmen: alles nur Stammtischgerede. Wohl stand die gesamte Jagdgesetzgebung, und damit auch die Falknerei, in Tschechien auf dem Prüfstand, aber weder war je von einem Verbot der Falknerei die Rede noch wurde von deutschen Politikern Einfluß auf die tschechische Gesetzgebung genommen. Um die Geschehnisse zu verifizieren, habe ich bei unseren Nachbarn nachgefragt. Ein Brief von Vaclav Svoboda, Präsident des tschechischen Falknerverbandes, und Bohumil Straka, Mitglied des erweiterten Vorstandes, widerspiegelt die Situation sehr informativ: | |
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Die Falknerei war über die letzten Jahrzehnte eine legale Jagdart in Tschechien und hat sich stets großer Beliebtheit erfreut. Im Rahmen der Angleichung nationaler Gesetze des Beitrittskandidaten Tschechien an EU-Recht wurden im Jahr 2001 u.a. eine neue Jagd- und Umweltgesetzgebung angestrengt. Im Gesetzgebungsverfahren stand auch die Falknerei auf dem Prüfstand. Mit Hilfe einer aktiven Unterstützung durch die IAF wurde die Falknerprüfungsordnung "europäisiert" und auch die Organisationsstruktur des Klubs reformiert. Des weiteren wurden Tierschutzaspekte in der Falknerei mit der zuständigen Regierungskommission verhandelt. In seiner Endversion stellte sich das neue Jagdgesetz Ende 2001 als sehr positiv für die Falknerei in Tschechien dar. Bei genauer Durchsicht des Gesetzestextes fand sich jedoch ein unbeabsichtiger Formulierungsfehler in einem, auf den ersten Blick unbedeutenden Paragraphen, der Anlaß zur Sorge gab und noch immer gibt. Im Zusammenhang mit der Niederwildbejagung steht in der momentanen Fassung geschrieben: "Es ist verboten, Hasen, Fasane ... mit anderen als mit Schrotgewehren zu JAGEN", was eine versehentliche, aber echte Bedrohung für die praktische Falknerei in Tschechien darstellt. Sofort wurde der "Klub sokolniku" aktiv, um das Wort JAGEN durch SCHIESSEN zu ersetzen, wodurch der Paragraph keinen Einfluß mehr auf die Falknerei hätte. Da das Gesetz erst zum 1. Juli 2002 in Kraft treten wird, stehen die Chancen für eine Änderung nicht schlecht, zumal eine Gruppe Parlamentarier bereits zugesagt hat, im Sinne der Falkner noch Einfluß nehmen und den Fehler korrigieren zu wollen. Wenn das Gesetz tatsächlich noch im Sinne der Beizjagd angepaßt wird, was zu hoffen ist, steht die Falknerei in Tschechien auf einer sichereren rechtlichen Basis als je zuvor. Kein Grund also für Endzeitstimmung, insbesondere nicht unter deutschen Falknern!
Inwieweit die neue, noch zu verhandelnde Umweltgesetzgebung die Greifvogelhaltung und praktische Beizjagd in Tschechien beeinflussen wird, ist heute noch nicht abzusehen, da das Gesetzgebungsverfahren auf die neue Legislaturperiode, nach den Parlamentswahlen im Juni 2002 verschoben wurde. Bislang ist die Aushorstung von Habicht z.B. noch möglich. Ob dies auch in Zukunft so sein wird, muß abgewartet werden. Der "Klub sokolniku" will sich auf jeden Fall für den Erhalt der Aushorstung einsetzen.Auch in diesem Jahr plant der "Klub" wieder seine bekannte Tagung in Opocno abzuhalten. Alljährlich finden etwa 150 tschechische und noch einmal 50 ausländische Falkner den Weg zum Schloß nach Opocno. Gemütliche Atmosphäre, kleine Falknergruppen und gute Wildverhältnisse kennzeichnen diese Tagung. Wer einmal dort war, kommt zumeist gerne wieder - Sprachprobleme hin oder her. Das vornehmliche Beizwild sind Hase für Habichte, Fasane für Falken und Hase und Fuchs für Steinadler. Die Tagung 2002 ist auf den 10. bis 13. Oktober terminiert, vorausgesetzt, das neue Jagdgesetz wird noch rechtzeitig geändert. Ansonsten müßte die diesjährige Tagung zu einer Schauveranstaltung degradiert werden. Man kann unseren tschechischen Falknerfreunden nur wünschen, daß sich die Dinge noch zu ihren Gunsten und zu ihrer Zufriedenheit ändern.
Mehr Informationen zum "Klub sokolniku" und der Falknerei in Tschechien sowie Kontaktadressen finden sich auch im Internet unter: www.sokolnictvi.cz. |
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Datum der Veröffentlichung: 9. April 2002 |
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