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Die Flugdrahtanlage mit dezentraler Führleine (links). Leicht abwaschbar: die Kunststoff- auflagen in der Spitzhütte (rechts). |
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Auf der Hütte gegenüberliegenden Seite steht ein Sprenkel in einem Kiesoval der Größe: L 200, B 100 cm. Auch dieses Kiesbett ist 15 cm tief angelegt und mit einem Drainagevlies vom Erdreich getrennt.
Um das leidige Verbinzen des Stoßes zu verhindern, wenn der Beizvogel in Verlängerung der Führleine nach außen über den Sprenkel abspringt, wird dieselbe dezentral mittels eines Erdankers hinter dem Kiesoval angebracht. Dies hat gleichzeitig zur Folge, daß der Vogel immer auf dem Rasen und nicht im Kies landet.
Die Führleine besteht aus 10 mm verrottungs- und abriebfestem Kunststoff (Kern Dyneema, Mantel Polyesterflechtung) aus dem Segelbedarf. Die Führleine ist mit Absicht nicht gespannt, um bei einem durchstartendem Beizvogel eine gewisse Bremswirkung zu erreichen. Statt eines Ringes benutzen wir eine große Drahle, was in Verbindung mit der Geschühdrahle ein Verwicklen der Langfessel nahezu ausschließt.
Der Erdanker ist aus 12 mm Rundstahl hergestellt und feuerverzinkt. Er hat drei Spitzen von 25 cm Länge. Die Ringmutter, an der die Führleine verknotet ist, besteht aus V4A-Stahl (ebenfalls aus dem Segelbedarf). Um die Knoten auf beiden Seiten zu schonen, wurden Gummischeiben auf das Seil geschoben. | |
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Der Erdanker (rechts). Sprenkel im Kiesbett (rechts). Durch die dezentrale Führleine endet ein Überfliegen immer auf Rasen. |
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Die ursprüngliche Form der Flugdrahtanlage erfuhr bald notwendige Ergänzungen. Aufwendige Spannkonstruktionen für die Führleine wurden erdacht und auch Bremsvorrichtungen ersonnen. Bei schnell startenden Vögeln, wie z.B. Habicht und Sperber, führten zu lange Führleinen durch zu abruptes Stoppen zu Verletzungen. Um dem Sicherheitsrisiko, durch z.B. nächtliche Fuchs- oder Marderattacken, aber auch Angriffen aus der Luft von Uhu, Habicht und Bussard, zu begegnen, wurde die komplette Überdrahtung postuliert. Diese und andere Gründe führten dazu, daß die Flugdrahtanlage gegenüber der Mauserkammer wieder an Bedeutung verlor. Wie wir finden zu Unrecht. Wir wollen daher im folgenden unsere Art der Flugdrahtanlage vorstellen, die ganz ohne Spann- und Bremsvorrichtung auskommt. Da sie nur der Tagesunterbringung dient, und dies auch nur während der Beizsaison, ist sie auch nicht verdrahtet. Bei ganztägiger und ganzjähriger Anbindung wäre dies jedoch zwingend erforderlich.
Die von uns verwendete Anlage ist ca. 6 m lang. Auf einer Seite befindet sich eine Schutzhütte in Spitzhüttenform mit den Innenmaßen: H 195, B 165, T 100 cm. Die Wände, die beschmelzt werden können, sind mit Kunststoff verkleidet. Der Boden ist ca. 15 cm tief mit feinem Kies bedeckt. Zwischen Erdreich und Kies liegt ein Drainagevlies, um ein Vermischen von Erde und Kies durch Regenwürmer, die Stapelwirte einiger Greifvogelparasiten sind, zu verhindern. Beschmelzte Innenwände werden täglich ab- und der Kies täglich ausgewaschen. Dies mag sich übertrieben anhören, ist jedoch aus Gründen der Krankheitsvorbeuge unbedingt zu fordern; ebenso wie das Entfernen jeglicher Atzungsreste. Vorbeuge geht vor Therapie. Die tägliche Hygiene ist wichtigstes Hilfmittel bei der Vermeidung von Erkrankungen unserer Greifvögel! Um zu Verhindern, daß der Beizvogel versucht, seitlich um die Hütte zu fliegen, sind Blenden aus eingefärbtem Kunstglas angebracht.
Diese Methode der Flugseilführung ist sehr flexibl, vor allen Dingen entfällt die aufwendige und störanfällige Spannvorrichtung. Auch Bremsvorrichtungen, gleich welcher Art, erübrigen sich. Die auf dem Boden liegende Führleine wirkt an sich bremsend genug. Überhaupt erkennen wir in Bremsvorrichtungen, z.B. mit Spiralfedern, einen häufigen Grund für verbinzte Stoßfedern. Der plötzliche und unnatürliche Rückstoß geht fast immer zu Lasten der Startpennen. Überhaupt sind verbinzte Stoßfedern ein untrügerisches Anzeichen für Haltungsmängel! Im Hinblick auf die mögliche Verletzungsgefahr durch fehlende Bremsvorrichtungen sei nochmals eines ausdrücklich betont: noch scheue und unabgetragene Vögel, die sich besonders wild gebärden, ebenso wie verletzte Greife, haben an einer Flugdrahtanlage absolut nichts zu suchen. Diese gehören auf die Reck oder im Falle von Rekonvaleszenten in eine Kammer. Wir benutzen die Flugdrahtanlage wie gesagt nur während der Beizsaison und auch nur zur Tagesunterbringung. Während der Nacht steht der Beizvogel frei auf der Reck in der Mauserkammer (in der zu diesem Zeitpunkt der Saison dann keine weiteren Sitzgelegenheiten vorhanden sein dürfen - ganz wichtig!).
Zum Abschluß noch zwei Hinweise: Die ideale Konstruktion einer Flugdrahtanlage sieht übrigens an beiden Seiten eine Hütte vor. Dies verhindert jegliches Darüberhinausfliegen und ermöglicht dem Vogel, seine Reaktionen flexibel und witterungsunabhängig seiner Umgebung anzupassen. Und: Die größte Gefahr einer Flugdrahtanlage ist zweifelsohne der Bruch der Anbindung. Deshalb ist peinlich Sorge dafür zu tragen, daß alle Elemente der Anbindung, also Geschüh, Drahlen, Langfessel und Führleine samt Spannvorrichtung regelmäßig und gründlich kontrolliert werden, insbesondere bei Daueranbindung. Gleichwohl moderne Geschüh und Langfessel aus Perlon sowie V2A-Stahl-Drahlen nahezu 100% Schutz vor Brüchen gewähren, gilt hier wie bei der Hygiene: Vorsicht ist besser als Nachsuche!
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Datum der Veröffentlichung: 15. März 2002 |
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